Der Verein

Vereinssitz
Gemeinnütziger Verein
ZVR 644386472
Lendplatz 45, 8020 Graz
office.graz@wohnplattform.at
Geschäftsführung
DSAin Mag.a Birgit Schörgi
Mag. Christian Wolf

Unser Leitbild

Wohnen ist ein Menschenrecht
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Art. 12 und 25:
Ein Bett ist keine Wohnung. Jeder Mensch hat, auch wenn er Betreuung und Unterstützung benötigt, das Recht auf eine eigene Wohnung und auf die Privatsphäre, die für die Gestaltung eines eigenständigen Lebens Grundlage sind, unabhängig von sozialer Herkunft, Geschlecht, Religionszugehörigkeit oder Weltanschauung.
Wir fördern die Integration und Inklusion
Alle Wohneinrichtungen sind klein und überschaubar, mitten im sozialen Leben der Gemeinde oder der Stadt gelegen, und die Bewohner:innen nehmen alle kommunalen Leistungen in Anspruch, wie jede andere Person auch (Geschäfte, Ärzt:innen, Verkehrsmittel etc.).

Integration ist nicht Assimilation, sondern ein aktiver Prozess. Die vier Grundprinzipien sind das Normalisierungsprinzip, Kritik- und Konfliktfähigkeit, Akzeptanz abweichenden Verhaltens oder Seins sowie ein wechselseitiger und gleichberechtigter Dialog.
Wir respektieren individuelle Freiheit und fördern Selbstbestimmung
Die Bewohner:innen gestalten ihren eigenen Lebensweg und übernehmen dafür auch die Verantwortung. Freiheit ist ein Menschenrecht, und darf nicht durch überfürsorglichen Zwang oder institutionell erforderte Abhängigkeit eingeschränkt werden.
Die Qualität der Arbeit
Die Qualität der Arbeit orientiert sich vorrangig unmittelbar an den Bedürfnissen der Klient:innen. Qualifikationen, regelmäßige Fortbildungen und Supervisionen der Mitarbeiter:innen dienen dem Zweck, möglichst gute, qualitativ hochwertige Betreuungsarbeit zu leisten. Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Inhalte, der fachliche Austausch zwischen den Teams und die Bezugnahme auf wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse sind Teil der Qualitätssicherung. Eine kritisch-reflexive Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Strömungen in Zusammenhang mit prekären Lebenssituationen gehört ebenso dazu.

Daher arbeiten wir im Bereich der Betreuung mit ausgebildeten, fachlich qualifizierten Mitarbeiter:innen und nicht mit Ehrenamtlichen. Auch „normal“ körperlich kranke Menschen werden nicht durch ehrenamtliche Ärzt:innen, Pflegepersonal oder ehrenamtliche Psychotherapeut:innen behandelt. Die gleichen Standards sollen auch für psychisch erkrankte Personen gelten.

Ehrenamtliches Engagement ist aus unserer Sicht äußerst wichtig im Bereich des Alltagslebens und des Knüpfens nachbarschaftlicher Kontakte. Die beste ehrenamtliche Arbeit ist aus unserer Sicht das ganz normale Zusammenleben mit Menschen, die immer wieder ausgegrenzt und stigmatisiert werden, und das öffentliche Eintreten für Inklusion sowie gegen jegliche Form von Diskriminierung und Stigmatisierung.

Ehrenamtliche Arbeit wird auch von den Mitgliedern unseres Vereines geleistet, den Aufsichtsrat mit eingeschlossen. Seit der Gründung tragen sie die Verantwortung für Arbeitskonzepte, fachliche Arbeit und die wirtschaftliche Grundlagen mit.

Geschichte

Die Wohnplattform Steiermark wurde 1985 von Mitarbeiter:innen von Grazer Sozialeinrichtungen gegründet, um Wohnungslosigkeit von Klient:innen zu verhindern und menschenwürdigen, betreuten Wohnraum anzubieten.
Wohnungslosenarbeit
Von 1986 bis 2006 stellte die Wohnplattform Steiermark in Kooperation mit der Caritas im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft SOWOST – Soziales Wohnungsforum Steiermark – Klient:innen von Partnereinrichtungen privaten Wohnraum in akzeptabler Qualität und die individuell notwendige Betreuung zur Verfügung. Seit 2006 wird der Bereich als „Betreutes Einzelwohnen“ weitergeführt. Aktuell werden ca. 38 Kleinwohnungen von der Wohnplattform in Graz verwaltet.

Von 2003 bis 2009 wurde in Kooperation mit der Bezirkshauptmannschaft Hartberg und Hartberger Sozialeinrichtungen die Krisenwohnung Hartberg unter der Trägerschaft der Wohnplattform betrieben. Von 2005 bis 2009 gab es in Hartberg zusätzlich eine Übergangswohnung.
Betreutes Wohnen für Menschen mit psychischen Erkrankungen
Der Bereich des Betreuten Wohnens wurde schrittweise ab 1991 aufgebaut, differenzierend zwischen betreuten Wohngemeinschaften, teilzeitbetreuten und vollzeitbetreuten Wohnhäusern sowie einer mobilen sozialpsychiatrischen Betreuung. Bei den Gemeinschaftswohnformen wurden Standards gesetzt, die heute noch gültig sind:
  • Einzelzimmer für alle Bewohner:innen, um Privatsphäre und Rückzugsmöglichkeiten zu gewähren und das Leben von Beziehungen und das Erleben von Sexualität zu ermöglichen;

  • Frauen und Männer wohnen gemeinsam;

  • Der eigene Schlüssel als Symbol für Eigenständigkeit und Privatsphäre: Bewohner:innen besitzen eigene Schlüssel, vom Briefkasten- über die Wohnungs- bis zur Zimmertür.

  • Keine „Taschengeldregelung“, sondern selbständiges Wirtschaften mit dem eigenen Einkommen: Bezahlen eines Benützungsbeitrages für die Wohnung (Miete und Betriebskosten), eigenständige Haushaltsführung etc.

  • Betreuung durch die Wohnplattform nur im Bereich des Wohnens; ärztliche Behandlung, Beschäftigung oder Arbeit, finden, in Kooperation mit zahlreichen psychosozialen Einrichtungen, „außen“, d.h. im Wohn-Umfeld, statt.
Der schrittweise Aufbau eines Verbundmodells betreuter Wohneinrichtungen in der Region Obersteiermark-OST erfolgte ab dem Jahr 2006. In dieser Region kooperiert die Wohnplattform mit dem Träger der regionalen psychosozialen Einrichtungen, Rettet das Kind Steiermark, um die fachlichen Standards des Grazer Verbundmodells auf regionale Gegebenheiten anzupassen und zu übertragen.
WohnStart – Betreutes Wohnen für KlientInnen der Straffälligenhilfe
Seit 1991 bietet die Wohnplattform auf Basis eines Leistungsvertrages mit dem Bundesministerium für Justiz und in Zusammenarbeit mit dem Verein NEUSTART betreute Einzelwohnungen an.

Mit einer Förderung des Landes Steiermark, Sozialwesen, konnte dieser Bereich ab 2002 auf 16 Wohnungen, betreut durch zwei teilzeitbeschäftigte Mitarbeiter, ausgeweitet werden.
Housing first: aus der wohnungslosigkeit in die eigene wohnung
Das Projekt „housing first österreich – zuhause ankommen“ ist ein Projekt der BAWO (Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe) und wird finanziert vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Es wird in Kooperation mit Organisationen der sozialen Arbeit und dem Österreichischen Verband der gemeinnützigen Wohnbauvereinigungen (GBV) realisiert und vermittelt leistbaren, nachhaltigen und inklusiven Wohnraum an armuts- und ausgrenzungsgefährdete Personen.

Am 2. März 2022 fand in der Steiermark eine Online Konferenz zum Thema „Obdachlosigkeit in Graz und in der Steiermark bis 2025 beenden – aber wie?“ statt. Im Zuge dieser Konferenz wurde ein Positionspapier zum Thema „Housing First (HF)“ von vier im Bereich der Wohnungslosenhilfe tätigen Sozialeinrichtungen präsentiert und das Projekt „zuhause ankommen“, welches zu diesem Zeitpunkt bereits in mehreren österreichischen Bundesländern umgesetzt wurde, vorgestellt. Ziel der Veranstaltung war es auch, eine breite Diskussion und Beteiligung durch verschiedene Stakeholder:innen zu ermöglichen, um so den Start für „zuhause ankommen“ in der Steiermark vorzubereiten. Die Konferenz wurde gut besucht, auch die Rückmeldungen von den Vertreter:innen des gemeinnützigen Wohnbaus bezüglich „zuhause ankommen“ und Housing First ließen auf eine zukünftige Kooperationsbereitschaft von Seiten des gemeinnützigen Wohnbaus hoffen.

Die Wohnplattform Steiermark übernahm ab Mai 2022 für Housing First Österreich, koordiniert durch die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAWO) die Projektverantwortung für die Steiermark. Die bereits bewährten Kooperationen aus dem Vorgängerprojekt mit Jugend am Werk Steiermark, Caritas der Diözese Graz-Seckau und der Vinzenzgemeinschaft Eggenberg–VinziWerke konnten in der Projektphase weitergeführt werden.

Ziel des ersten Projektjahres war es, ein übergreifendes Housing First Konzept für Graz zu erstellen, das dann in weiterer Folge auch steiermarkweit angewandt werden könnte. Unter anderem wurde ein gemeinsamer Journaldienst für Beratung und Clearing bei Anfragen realisiert, für Aquise und langfristige Stabilisierung der Mietverhältnisse eine zentrale Kontaktstelle eingerichtet.

Ein weiteres, wesentliches Ziel war es, eine tragfähige Kooperation mit den gemeinnützigen Genossenschaften in Graz und der Steiermark aufzubauen.

Die Kooperation zwischen den einzelnen HFÖ-Trägereinrichtungen wurde weiter ausgebaut, Standards entwickelt und eine gemeinsame Strategie gegenüber Wohnbauträger:innen und Politik entwickelt.

Seit Oktober 2024 wird das Projekt als Programm des BMSGPK fortgesetzt. Die Zugangs- und Rahmenbedingungen sind weitgehend dieselben wie im Rahmen der Projekte davor. Im Unterschied dazu ist keine zentrale Projektleitung in der Steiermark vorgesehen. Die kooperative Grundstruktur wurde jedoch weiterhin beibehalten.